Schweizer Bischöfe im Gespräch mit Papst Franziskus

Medienkonferenz der Schweizer Bischöfe vor dem Ad-Limina-Besuch in Rom

Bern, 27.11.14 (Kipa) Die Schweizer Bischöfe haben sich an ihrer ordentlichen Versammlung in Delsberg JU vom 24. bis 26. November neben dem anstehenden Ad-Limina-Besuch in Rom unter anderem auch mit der Präimplantationsdiagnostik befasst. Die Ergebnisse der Versammlung hat Markus Büchel, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), am Donnerstag, 27. November, vor den Medien in Bern präsentiert.

«Eine Gesellschaft ist dann im echten Sinn human, wenn sie sich fähig zeigt, jedem Menschen volle Würde und vollen Schutz zuzubilligen, ob stark oder schwach, ob klein oder gross, ob krank oder gesund. Gestützt auf dieses humane und evangeliumsgemässe Prinzip wird die katholische Kirche es immer ablehnen, das Sortieren, Selektionieren und Eliminieren menschlicher Wesen als Fortschritt zu betrachten.» Die Schweizer Bischöfe warnen in ihrer Erklärung davor, den Schutz des menschlichen Lebens aufzuweichen.

Mit der Bereinigung der Differenzen zum Ständerat hat der Nationalrat am Montag, 24. November, die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID) für die Volksabstimmung bereit gemacht. «Wenn man heute die Geburt von Menschen mit Behinderung mit allen Mitteln verhindern will, sehen sich die heute lebenden Behinderten in ihrer Würde verletzt», betonen die Bischöfe. Sie wollen sich deshalb für «die Bewahrung und Stärkung einer Kultur des Lebens einsetzen.»

Bischöfe pilgern am 1. Dezember nach Rom

Vom 1. bis 5. Dezember werden die Bischöfe nach Rom zum periodischen Treffen «ad limina apostolorum» mit dem Papst und den vatikanischen Dikasterien pilgern. Pilgern deshalb, weil der Besuch nicht nur ein Arbeitsbesuch sei, so SBK-Präsident Markus Büchel. Es sind auch verschiedene Gottesdienste und das Gebet am Grab des Apostels Paulus eingeplant.

Es ist der zweite derartige Besuch für Büchel und «doch wieder ein Novum», wie er an der Pressekonferenz erklärte. Seine erste Pilgerreise zu den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus vor acht Jahren war geprägt vom Pontifikatswechsel von Johannes Paul II. zu Benedikt XVI. Damals standen die Gespräche mit den Dikasterien im Vordergrund. Am Ende fand die Begegnung mit Papst Benedikt statt.

«Diesmal nun stehen die Gespräche mit Papst Franziskus am ersten Tag an», erklärte Büchel. Das zeige auch den neuen Stil, der im Vatikan Einzug gehalten habe. «Papst Franziskus ist interessiert an einem offenen, echten Dialog über die anstehenden Probleme der Orts- und Weltkirche».

In der Bischofskonferenz wurden zur Vorbereitung des Besuchs die Berichte der einzelnen Bistümer diskutiert, die vor dem Besuch eingereicht werden müssen. Auf die Nachfrage an der Medienkonferenz, ob denn diese Berichte öffentlich gemacht würden, sagte der SBK-Präsident, diese Berichte seien vertraulich – und schob lächelnd nach, indem er auf die voluminösen Texte hinwies: «Die würde sowieso niemand lesen».

Auf weitere Nachfragen bestätigte Büchel zudem, dass die Pfarreiinitiative und die von der Allianz «Es reicht!» geforderte Einsetzung eines Administrators im Bistum Chur durchaus Thema in Rom seien. «Für Seelsorger und Seelsorgerinnen ist heute die Spannung zwischen kirchlicher Lehre und pastoraler Praxis sehr gross», anerkannte Büchel ausdrücklich.

Er erinnerte daran, dass die Bischöfe Vitus Huonder, Felix Gmür und er selber ja bereits zu einem Gespräch zu diesem Thema bei der Glaubenskongregation in Rom waren. Man erwarte in Rom also Zwischenberichte, wie der Stand der Dinge in den einzelnen Bistümern dazu sei. In diesem Zusammenhang werde auch über die in Diskussion stehende Neueinteilung der Schweizer Bistumslandschaft gesprochen.

Familiensynode: Weiterarbeit wird geplant

Bischof Markus Büchel war einer der Synodenväter an der ausserordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode «Die pastoralen Herausforderungen im Hinblick auf die Familie im Kontext der Evangelisierung» vom Oktober dieses Jahres. Auf seinen Bericht hin tauschten sich die Bischöfe an ihrer Versammlung über die kommende Arbeit bis zum zweiten Teil der Synode im Oktober 2015 aus. Das Departement «Pastorales», so Erwin Tanner, Generalsekretär der SBK, werde noch vor Weihnachten zusammenkommen, um die Weiterarbeit zu planen.

Büchel verwies auf das Arbeitspapier «relatio synodi» und auf auf die Schlussbotschaft der Synode. Diese definierte er als eigentliches Apostelschreiben. Verschiedene Bischöfe hätten erschütternde Berichte über die soziale Situation vorgelegt, in der sich Familien in vielen Ländern zurecht finden müssten. Flucht, Migration und ausbeuterische Arbeitsverhältnisse brächten Familien in unbeschreibliche Not. Die Schlussbotschaft sei als Trost und Ermunterung an diese Familien gedacht. Sie dürften nicht allein gelassen werden.

SBK steht hinter der Universität Freiburg

Die SBK gratuliert zudem der Universität Freiburg zu ihrem 125-jährigen Bestehen. Die Hochschulkollekte vom Sonntag, 30. November, zeige das bleibende Engagement der katholischen Kirche für die Universität. Gegen den von der Universität verliehenen Ehrendoktortitel an die amerikanische Gender-Forscherin Judith Butler wurde von rechtskatholischen Kreisen Protest erhoben. Es wurde gar zu einem Boykott gegen die Hochschulkollekte aufgerufen.

Auf entsprechende Nachfrage machte Generalsekretär Tanner deutlich, dass die Universität Freiburg staatlich sei. Die Kollekte finanziere Seminare und Vorlesungen in Ethik für alle Fakultäten und leiste damit einen wesentlichen Beitrag für eine humane Bildung. Zudem stehe die SBK ganz hinter Bischof Charles Morerod, der zum Thema Gender eine Konferenz vorschlägt, welche Freiburgs theologische Fakultät organisieren soll. Bischof Markus Büchel betonte die Freiheit der Forschung. Die SBK lasse sich von extremen Kreisen in ihrem Engagement für die Universität nicht beirren.

Die SBK liess sich an ihrer Versammlung auch über die erschreckende Situation im Irak informieren. Die Bischöfe stünden mit den christlichen Kirchen im Nordirak in Kontakt und «suchen Mittel und Wege in der schwierigen Lage zu helfen». Zum «Jahr des geweihten Lebens», das Papst Franziskus für das neue Kirchenjahr ausgerufen hat, verfassten die Schweizer Bischöfe einen Brief an die Ordensleute in der Schweiz. Sie bezeichnen darin das Ordensleben als ein vitales Element der Kirche. Das Schreiben ist über www.bischoefe.ch abrufbar.

Separat:

«Er kann gut zuhören»

Auf die Frage eines Journalisten aus dem Wallis, wie sich denn der neue Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, in der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) eingelebt habe, lobte Markus Büchel: «Er kann gut zuhören und ist nahe bei den Menschen.» Büchel gab zu bedenken, dass in der SBK nun mehr neue Mitglieder als langjährige Bischöfe sitzen. Das ergebe in der Konferenz eine neue, eigene Dynamik.

Walter Müller, Informationsbeauftragter der SBK, ergänzte spontan: «Es gibt zudem wenige Bischofskonferenzen auf der Welt, die drei Sprachen und damit auch ganz verschiedene Kulturen zusammenbringen, wie das in der SBK geschieht.» Die Ortskirche profitiere von den Erfahrungen der Universalkirche, meinte Müller. Vielleicht bringt das neue Kirchenjahr auch neue transparente Aufbrüche in der SBK.

*Jürg Meienberg ist Redaktor beim Berner Pfarrblatt.

Hinweis für Redaktionen: Zu diesem Beitrag sind honorarfreie Bilder erhältlich bei: juerg.meienberg@pfarrblattbern.ch

27. November 2014 | 15:19
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