Rezept gegen Priestermangel: Laien stärken, Profil schärfen

Washington/Wien, 28.2.15 (kath.ch) Viele Diözesen in den USA reagieren auf den steigenden Priestermangel mit Pfarreizusammenlegungen und einer stärkeren Einbindung der Laien, und sie haben damit Erfolg. Die österreichische Initiative «Pastoralinnovation» hat deshalb im Februar ein Seminar in Washington und Baltimore veranstaltet, um Modellpfarreien zu besuchen und für die österreichische Pastoral zu lernen. Die Theologengruppe wählte gut funktionierende Pfarreien aus und erlebte dort ein starkes Engagement nicht nur eines kleinen Kreises, sondern einer grossen Zahl von Laien.

«In innovativen Prozessen in Pfarreienn ist Fehlerfreundlichkeit unabdingbar», sagte die Linzer Pastoraltheologin Hildegard Wustmans im Gespräch mit unserer österreichischen Partnerorganisation «Kathpress». Im Rahmen eines Innovationsseminars besuchte sie gesunde und wachsende Pfarreien im Grossraum der Hauptstadt Washington. Bei innovativen Prozessen in der Kirche sei das hauptamtliche Personal besonders gefordert, so Wustmans, denn Leadership im christlichen Sinn bedeute Dienen: «Diese Person verkörpert einen Inhalt. Sie redet nicht nur darüber, sondern handelt danach.»

Klare Pfarreiprofile

Da keine Pfarrei alles abdecken kann, sei eine «klare Option» für ein limitiertes Angebot entscheidend. Pastoraltheologin Wustmans nannte «Jugendliche, junge Familien oder Migranten» als mögliche Profile.

Eine Pfarrei in Baltimore entschied sich beispielsweise in einem Strategieprozess für «de-churched people», das sind Menschen, die sich von der Kirche entfremdet haben. Multikulturalität wählte ein Pfarrei in Silver Spring als ihren Schwerpunkt. Hierher kommen Menschen aus 100 verschiedenen Ländern, sie feiern neben den Messen in Englisch, Spanisch und Französisch auch gemeinsame «Multikulti»-Sonntagsgottesdienste. «Klare Optionen» sind wichtig, so Wustmans, obgleich sie «etwas abverlangen, nicht einfach sind und manchmal auch wehtun.»

Neben klaren Optionen ist für Wustmans das Engagement möglichst vieler Pfarreimitglieder der Schlüssel vitaler Pfarreien. In einer Pfarrei arbeiten viele Ehrenamtliche beim Kinderprogramm, im Willkommensteam, in der Liturgie oder im Café mit. Nach aussen organisieren sie Dienste in Obdachlosenzentren oder Altersheimen. Im Sommer fahren sie auf Missionseinsätze nach Haiti oder Nigeria.

Arbeit «mit Jesus» tun

«Wenn Menschen für ihre Fehler nicht gleich gestraft werden, sind sie bereit, kreativ zu werden», erläuterte Wustmans zum Zustandekommen innovativer Prozesse in Pfarreienn: «Fehler sind dazu da, dass man an ihnen wächst.»

 

Wustmans sprach in den USA mit Haupt- und Ehrenamtlichen, die jeweils deutlich sagten, dass sie ihre Arbeit «mit Jesus» tun. Für sie sei die Mitarbeit in der Pfarrei «Berufung und ein Beitrag zu einem grösseren Ganzen», so die Linzer Pastoraltheologin zu «Kathpress». (kap)

 

28. Februar 2015 | 16:03
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