Jean Scarcella, Abt von Saint-Maurice
Schweiz

Neuer Abt von Saint-Maurice sorgt sich nicht um Zukunft seines Klosters

Saint-Maurice VS, 2.8.15 (kath.ch) Von den aktuell 37 Augustiner Chorherren der Abtei Saint-Maurice im Wallis sind die meisten dem Jünglingsalter längst entwachsen. Dennoch blickt Jean Scarcella, der frischgebackene Abt von Saint-Maurice, zuversichtlich in die Zukunft. Ein Marketing für religiöse Berufungen gebe es nicht, sagte Scarcella am Freitag, 31. Juli , einen Tag vor seiner Amtseinsetzung gegenüber dem Westschweizer Portal cath.ch.

Das Wort «vocation» (Berufung, Anm. d. Red.) komme vom lateinischen Verb «vocare», was rufen bedeute, erklärte Scarcella. «Und wer ruft denn? Gott, allein er. Wir Menschen sind nur Zeugen.» Als solche könne man der Berufung durch die Freude am Ordensleben, durch Offenheit, geteiltes Glück und Gastfreundschaft ein «Gesicht» geben. Die Mitwirkung des Menschen am göttlichen Werk geschehe nicht nur über die Stimme, sondern durch das ganze Sein.

Obschon sein Kloster überaltert ist, blickt Scarcella zuversichtlich in die Zukunft. Die Abtei Saint-Maurice sei ebenso wie die zahlreichen anderen Klöster auf der Welt ein Werk Gottes. «Kann man Gott ein Alter zuschreiben», fragte der Mönch rhetorisch. Seine Gemeinschaft, obschon nicht unvergänglich, sei Teil von Gottes Werk. «Und so ist das Alter meiner Mitbrüder zweitrangig.» Wichtig seien das Gebet, die Gegenwart jedes einzelnen Mönches sowie sein kontemplatives und apostolisches Wirken.

«Musik kommt vom Himmel»

Scarcella gilt als begnadeter Pianist, Chorleiter und Komponist. Gegenüber cath.ch sagte er, die Musik habe bestimmt einen Einfluss auf seinen Lebensweg gehabt. «Ich sage oft, die Musik kommt vom Himmel. Sie übersteigt uns, transzendiert alles.» In der Liturgie, wenn sie die Worte der Riten begleite, wohne ihr etwas Göttliches inne.

Der 63-Jährige Scarcella ist am Samstag, 1. August, in einem feierlichen Gottesdienst als 95. Abt und Nachfolger von Joseph Roduit eingesetzt worden.

Die Abtei Saint-Maurice feiert seit September 2014 ihre Gründung vor 1500 Jahren. Sie gilt als ältestes Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung in Betrieb ist. Gegründet wurde das Kloster am 22. September 515 durch den heiligen Sigismund. Im 9. Jahrhundert wurden die Mönche durch Chorherren ersetzt, und 1128 übernahmen diese die Augustinusregel. Die Abtei gehört keiner Diözese an und geniesst den Status einer Territorialabtei. (cath.ch/bal)

kath.ch-Bericht zur Amtseinsetzung

 

Jean Scarcella, Abt von Saint-Maurice | © 2015 Olivier Roduit
2. August 2015 | 12:02
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