Theresianum in Ingenbohl SZ
Schweiz

Muslimische Schüler sind in katholischen Schulen willkommen

Zürich, 21.7.16 (kath.ch) «Ich habe gehört, dass Muslime gern ihre Kinder in katholische Schulen schicken, wo sichere Werte vermittelt werden.» Dieser Satz fällt zuweilen im Smalltalk. kath.ch hat bei entsprechenden Schulen nachgefragt, ob an der Aussage was dran ist. Es stellt sich heraus, dass Muslime, die sich «nicht auffällig verhalten», durchaus ihre Sprösslinge in katholische Schulen schicken. Diese sehen in der Regel keine speziellen Vorkehrungen für diese Schülergruppe vor.

Georges Scherrer

Für muslimische Schüler und Schülerinnen zeigen sich die angefragten Schulen offen. Wichtig ist die Vorbereitung. «Würden muslimische Eltern ihre Tochter konkret an unserer Schule anmelden, würden wir gemeinsam mit ihnen im Gespräch vereinbaren, wie ihre Tochter am besten in unserem christlichen Umfeld leben und ihrem muslimischen Glauben treu bleiben kann», sagte Schwester Marianne-Franziska Imhasly von der Impulsschule Wurmsbach, die unweit von Rapperswil am Ufer des Zürichsees liegt, gegenüber kath.ch.

Die Impulsschule Wurmsbach bejaht die Aufnahme von muslimischen Schülerinnen. So steht es auch im Schulprospekt: «Wir sind offen für alle Schülerinnen, jeder Religion und Überzeugung, auch wenn unser Alltag christlich geprägt ist.» Der Einladung sind bereits muslimische Eltern gefolgt. Sie kamen zu Gesprächen und lernten die Schule auf einem Rundgang durch Schule und Internat kennen, erzählt die Ordensfrau. Vereinzelt kamen die Töchter für die Schnuppertage. Eine Alevitin besuchte drei Jahre die Impulsschule. Die bisherigen Erfahrungen waren durchwegs positiv. Zurzeit besucht keine muslimischen Schülerinnen die Schule.

«Eigenart vieler dienen»

Auch der Rektor des Gymnasiums Kloster Disentis, Bruno Hensler, spricht sich dafür aus, dass katholische Schulen muslimische Schülerinnen und Schüler aufnehmen sollen. Bisher hätten sich jedoch noch keine muslimischen Eltern explizit an die Klosterschule gewandt, das auch als öffentliches Gymnasium funktioniert.

Muslimische Schüler besuchten bereits die Schule. Man mache mit ihnen positive Erfahrungen. Diese seien «bereichernd für die Schulgemeinschaft und für die Religions- und Glaubensreflexion». Die Schüler seien interessiert, den Kern der christlichen und der katholischen Religion zu erfahren und zu verstehen. Die Schule bereite keine speziellen Vorkehrungen vor, um auf die Bedürfnisse muslimischer Schülerinnen oder Schüler einzugehen. Auf die Religionszugehörigkeit im Allgemeinen achte aber die Schulleitung gemäss dem benediktinischen Grundsatz: «Der Eigenart vieler dienen.»

Keine auffälligen Muslime

Die Stiftsschule Engelberg steht für muslimische Schüler offen, erklärte gegenüber kath.ch Rektor Matthias Nüssli. Allerdings erwartet die Schule von allen Schülern die Bereitschaft, sich auf einen Dialog mit anderen Glaubensrichtungen und Wertevorstellungen einzulassen.

Auch diese Schule zählt in ihren Reihen muslimische Schüler. Die Erfahrung mit muslimischen Schülerinnen und Schülern seien durchwegs positiv. Allerdings handle es sich nicht um streng gläubige Muslime, weshalb auch keine speziellen Wünsche oder Ansprüche geäussert wurden. In der Regel seien Muslime aber sehr «wertbewusst, was wohl für die Wahl einer katholischen Schule sprechen könnte», so der Rektor.

Das Gymnasium St. Klemens in Ebikon LU, welches dem Bekenntnis zu den christlich-humanistischen Werten verpflichtet ist, nimmt muslimische Schüler auf. Schon öfters haben sich muslimische Eltern an die Schule gewandt, erklärte Rektor René Theiler, gegenüber kath.ch.

Spezielle Wünsche wurden nicht geäussert. Die Erfahrungen mit den Schülern seien gut. Bezüglich religiöser Themen habe man nur gute Erfahrungen gemacht. Die muslimischen Schüler und Schülerinnen besuchten ebenfalls die religiösen Feiern. Spezielle Vorkehrungen für muslimische Schülerinnen oder Schüler gebe es an der Schule nicht.

Schulische Förderung steht im Vordergrund

Das Kollegium St. Michael, eine Internats- und Tagesschule in Zug, hat regelmässig einzelne Schüler oder Schülerinnen mit islamischen Wurzeln, sagte Bernhard Wyss, Internatsleiter und Religionslehrer, auf Anfrage. Diese besuchen den Religionsunterricht und sind auch bei kirchlichen Feiern im Verlauf des Schuljahres mit dabei. Auf Wunsch der Eltern könne ein Schüler bei islamischen Feierlichkeiten oder Festtagen vom Schulbesuch dispensiert werden.

«Selbstverständlich nehmen wir im Zusammenhang mit der Verpflegung Rücksicht auf muslimische Schülerinnen und Schülern», betonte Wyss. Beim Schuleintritt stehen der schulische Werdegang und die schulische Entwicklung und Förderung im Vordergrund. Religiöse Wünsche mit entsprechenden Rücksichtnahmen waren in den vergangenen Jahren kaum von Bedeutung.

Fundamentalismus unerwünscht

Der Rektor des Gymnasiums Immensee, Benno Planzer, hat nichts gegen die Aufnahme von muslimischen Schülern einzuwenden, «solange nicht fundamentalistische Einstellungen das Leben erschweren». Die aufgenommenen muslimischen Schüler hätten sich bisher «kaum auffällig» verhalten. Bisher sei es noch nicht vorgekommen, dass sich muslimische Eltern mit speziellen Wünschen an die Schule gewandt hätten.

«Christliche Schulen verpflichten sich der Offenheit und Dialogbereitschaft gegenüber anderen Religionen. Deshalb sollen muslimische Schüler auch das Theresianum in Ingenbohl SZ besuchen können», sagt Rektor Clemens Gehrig. Bisher wurden keine speziellen Wünsche formuliert. Bezüglich der Eingliederung muslimischer Schüler und Schülerinnen mache die Schule «nur positive Erfahrungen». Für diese sehe die Schule auch keine speziellen Vorkehrungen vor.

Theresianum in Ingenbohl SZ | © Georges Scherrer
21. Juli 2016 | 19:32
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!