ÖRK-Vertreter reisen zum Jahrestag der Atombombenabwürfe nach Japan

Genf, 30.7.15 (kath.ch) Kirchenführer aus sieben Ländern werden Anfang August im Auftrag des Weltkirchenrats (ÖRK) zu einer Pilgerreise in zwei japanische Städte aufbrechen, die vor 70 Jahren durch Atombomben zerstört wurden. Die Delegierten aus Deutschland, den USA, Japan, Korea, Norwegen, den Niederlanden und Pakistan nehmen am 6. und 9. August in Hiroshima und Nagasaki an den Gedenkfeiern für die Opfer der Atombombenabwürfe teil, wie der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Donnerstag, 30. August, in Genf mitteilte.

In Japan wolle die Gruppe mit Überlebenden der Atomangriffe, Religions- und Regierungsvertretern zusammentreffen und «internationale Aufrufe zum Handeln» mitnehmen, hiess es weiter. Ziel sei es, die eigenen Regierungen zu einem offiziellen Atomwaffenverbot zu bewegen. Die beteiligten Länder stünden derzeit vor «historischen Entscheidungen für oder gegen die Ächtung von Atomwaffen».

Regierungen verlassen sich noch auf «tödlichste Waffen»

Geleitet wird die Delegation von der Vize-Vorsitzenden des ÖRK-Zentralausschusses, der US-amerikanischen methodistischen Bischöfin Mary-Ann Swenson. «Wir werden in Hiroshima und Nagasaki sein, um an die Schrecken der Atombombe zu erinnern und zu bekräftigen, was immer grössere Mehrheiten der Uno-Generalversammlung heute sagen: Es ist im Interesse des Überlebens der Menschheit, dass Kernwaffen unter keinen Umständen jemals wieder eingesetzt werden», so Swenson.

Sie kritisierte, dass sich 40 Regierungen immer noch auf die «tödlichsten Waffen» überhaupt verliessen. «Wir wissen nicht, wo die nächste Bedrohung ausbricht oder wann eine Bedrohung tatsächlich zu Zerstörung führt», so die Bischöfin. Daher gelte den Christen überall in der Welt die Einladung, sich der Delegation des Weltkirchenrats auf deren Pilgerreise nach Hiroshima und Nagasaki im Gebet anzuschliessen.

Die «Nie-wieder-Rufe» ertönen noch

Der Direktor der ÖRK-Kommission für Internationale Angelegenheiten, Peter Prove, übte Kritik an Regierungen, die Kernwaffen modernisierten, statt sie abzuschaffen. Es sei aber «ein Zeichen der Hoffnung», dass eine «wachsende internationale Mehrheit» Atomwaffen verbieten wolle. Der 70. Jahrestag des Abwurfs der Atombomben sei ein wesentlicher Wendepunkt der Geschichte der Menschheit, betonte Prove. Die meisten der Überlebenden der Angriffe von 1945 seien inzwischen über 80 Jahre alt. «Ihre Rufe nach dem ‘nie wieder’ müssen noch gehört werden.»

Der Ökumenische Rat der Kirchen hat derzeit 349 Mitgliedskirchen mit insgesamt mehr als 500 Millionen Mitgliedern. Die katholische Kirche ist nicht Vollmitglied, kooperiert aber in verschiedenen Gruppen und Kommissionen. Die Mitgliedskirchen kommen heute aus rund 110 Ländern auf allen Kontinenten und schliessen orthodoxe, anglikanische, protestantische, vereinigte und andere Kirchen ein. (kap)

30. Juli 2015 | 15:47
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