Stephansdom in Wien
International

Kardinal Schönborn: Erzdiözese Wien wird rund 1000 Flüchtlinge aufnehmen

Wien, 2.9.15 (kath.ch) Die Erzdiözese Wien baut ihre Kapazitäten zur Aufnahme von Flüchtlingen weiter aus und wird in den nächsten Wochen insgesamt rund 1000 Flüchtlingen Quartier geben: Das kündigte Kardinal Christoph Schönborn in der ORF-Sendung «ZIB 2» am Dienstagabend, 1. September, an. Auch in den anderen Diözesen erwartet er ähnliche Massnahmen.

Derzeit werde erwogen, wo Flüchtlinge in den Gebäuden der Erzdiözese rund um den Stephansplatz untergebracht werden können, doch auch die Pfarreien seien aufgerufen, mehr Quartiere anzubieten. Die Katholische Kirche sei bereits jetzt «der grösste Quartiergeber für Flüchtlinge im Land», aber es sei «noch Luft nach oben», so der Wiener Erzbischof.

Konkret forderte Schönborn die Regierung auf, die Asylverfahren für syrische Flüchtlinge deutlich abzukürzen und ihnen direkt Asyl zuzusprechen. Derzeit bekämen 99 Prozent der syrischen Flüchtlinge Asyl – «warum aber müssen sie die lange Prozedur durchlaufen?»

Kirche fordert raschere Verfahren

Ein rascheres Verfahren würde die Integration dieser Menschen beschleunigen. Zugleich erinnerte der Erzbischof daran, dass während der Bosnien-Krise tausende Flüchtlinge unbürokratisch auch in Pfarren und kirchlichen Quartieren untergebracht wurden. Heute würden bürokratische Hürden diese direkte rasche Hilfe zum Teil verhindern.

Deutlich spürbar sei laut Schönborn eine «Veränderung in der Gesinnung» der Menschen im Land. Er selbst habe am Abend den Westbahnhof besucht, der in den letzten Tagen zentrale Durchlaufstation für tausende Flüchtlinge vor allem aus Ungarn gewesen ist. Die Hilfsbereitschaft der Menschen dort habe ihn «tief beeindruckt». Zu diesem Stimmungsumschwung habe vermutlich auch das Drama auf der A4 mit 21 Toten beigetragen, so der Wiener Erzbischof. «Es gibt so viele Pfarren, Gemeinden und persönliche Initiativen – diese machen mich zuversichtlich, dass wir es wirklich schaffen können, die rund 70.000 Flüchtlinge unterzubringen».

Nicht auf Christen beschränken

Stimmen, wonach einzelne Pfarreien nur bereit wären, christliche Flüchtlinge aufzunehmen, erteilte der Kardinal eine Abfuhr: «Das ist sicher nicht unsere Position», erinnerte Schönborn etwa an die Bosnien-Krise. Damals seien tausende Flüchtlinge in Pfarreien untergebracht worden – und dies seien überwiegend Muslime gewesen.

Angesprochen auf das Engagement der Orden und Klöster in Österreich unterstrich Schönborn, dass auch diese sich zusammengetan haben und «alles tun, was möglich ist», um Flüchtlingen Quartier zu bieten. So erinnerte Schönborn etwa daran, dass das Stift Admont ein ehemaliges Jugendhaus für Flüchtlinge hergerichtet hat; das Stift Klosterneuburg hat gleich eine ganze Kaserne erworben zur Unterbringung von Flüchtlingen – und auch in St. Gabriel bei Mödling sei ein grosses Quartier für jugendliche Flüchtlinge entstanden. «Man kann wirklich nicht sagen, dass die Klöster nichts tun», so der Wiener Erzbischof. (kap)

Stephansdom in Wien | © FotoHiero / pixelio.de | © https://www.pixelio.de/static/nutzungsbedingungen
2. September 2015 | 10:04
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