Der ultimative Kick im Fussball
Schweiz

«Juden-Aktion» der Luzerner Fussballfans ist kein Verstoss gegen Rassismus-Strafnorm

St. Gallen, 7.7.15 (kath.ch) Die Fans des FC Luzern, die am 15. Februar bei ihrem Marsch auf das St. Galler Fussballstadion mit Parolen über «Juden» für Schlagzeilen sorgten, kommen ohne Strafverfahren davon. Die Fans hätten nicht gegen die Rassismus-Strafnorm verstossen. Nach der Klärung des Sachverhalts verzichten die St. Galler Behörden auf ein Strafverfahren, überbinden den Fans aber die Ermittlungskosten von je 300 Franken, heisst es in einer Mitteilung der St. Galler Staatsanwaltschaft von Dienstag, 6. Juli.

Die polizeiliche Ermittlung habe ergeben, dass sich ein Luzerner Fan als Jude kostümierte, um die St. Galler Fans zu provozieren, die von den Luzerner Fans schon seit längerer Zeit als «Juden» bezeichnet werden, so die St. Galler Behörden. Er setzte sich an die Spitze des Luzerner Fan-Walks und grüsste freundlich in die Menge. Er führte er zudem bei einem Trennzaun in Richtung der St. Galler Fans einen Tanz auf, um sie zu provozieren. Beim Verlassen des Zuges und dann auch wieder beim Zaun wurde er während einigen Sekunden von einem andern Luzerner Fan zum Schein von hinten mit einem Stock geschlagen; das sei mit diesem abgesprochen gewesen.

Deutliche Zeichen, aber keine Ideologie dahinter

Während des grössten Teils des Fan-Walks trat er jedoch als «Anführer» und nicht als «Getriebener» auf, hält die Staatsanwaltschaft fest und widerspricht damit der Darstellung einiger Medien, der als Jude verkleidete Mann sei «durch die Strassen getrieben worden». Die Fans skandierten allerdings während kurzer Zeit «Und sie werden fallen, die Juden aus St. Gallen.» Der maskierte Fan und zwei der Fans, die am Sprechchor beteiligt waren, konnten identifiziert werden, nicht aber der Mann, der die Stockschläge andeutete.

Zum juristische Sachverhalt schreibt die Staatsanwaltschaft: «Gegen die Rassismus-Strafnorm verstösst derjenige, der den Begriff Jude so verwendet, dass er im ideologischen Sinn ein Klischee als Bestandteil nationalsozialistischer oder faschistischer Ideologie bedient und den Juden die Existenzberechtigung abspricht.» Das sei in St. Gallen nicht der Fall gewesen und von den Betroffenen auch nicht beabsichtigt worden.

Klar sei immerhin, dass die Aktion und der Sprechchor auf Juden und auf Menschen, welche die Menschenrechte hoch achten, verletzend wirken musste, auch wenn die Grenze zur Strafbarkeit nicht überschritten war. Den drei Luzerner Fans wurden deshalb die Kosten der polizeilichen Ermittlung überbunden.

Der «Jude» im Fussball

Der Fussballspezialist und stellvertretende Leiter des Zentrums für jüdische Studien an der Uni Basel, Erik Petry, forderte nach dem Vorfall in St. Gallen im März gegenüber kath.ch, dass solche Vorfälle ernst genommen und aufgearbeitet werden. Denn im Fussball bilde der «Jude» meist ein ganz übles, herabsetzendes Schimpfwort. Bei Fussballspielen in Europa tauche der «Jude» immer wieder als negative, aber auch als positive Figur in Sprechchören auf. (gs)

Der ultimative Kick im Fussball | © Michael Berger / pixelio.de (Bildbearbeitung: G. Scherrer)
7. Juli 2015 | 13:51
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