Schweizer Fahne
Schweiz

«Gott ist überall – auch an der weltlichen 1. August-Feier»

Sarnen, 29.7.16 (kath.ch) In Sarnen besteht der 1. August nicht nur aus Feiern, Trinken und Feuerwerken, sondern hat auch eine spirituelle Seite. Ein Gottesdienst mitten in der 1. August-Feier? Was ihn dazu bewegt, erzählt der reformierte Pfarrer Hans Winkler im Interview mit kath.ch

Francesca Trento

Was hat Gott an einer Feier des 1. August verloren?

Hans Winkler: Gott ist überall – auch am 1. August. Die Aufgabe der Kirche ist, den Menschen in ihrem Alltag die Botschaft des Evangeliums zu vermitteln. Da kommt es nicht drauf an, an welchem Tag.

Zeigen die leeren Kirchen nicht eher, dass die Menschen das Evangelium gar nicht hören wollen?

Winkler: Dass die Kirchen leerer sind als vor 60 Jahren, wird heute unnötig dramatisiert. Die Gesellschaft hat sich verändert, das ist normal. Auch die Kirche hat sich dementsprechend bewegt – sie bietet heute weit mehr als nur Gottesdienste. Trotzdem bleibt unsere Aufgabe folgende: das Evangelium zu verkünden. Wer sonst, wenn nicht wir?

Wie passt das Evangelium zum Nationalfeiertag?

Winkler: Ich halte dieses Jahr die Predigt und in dieser erinnere ich an unsere Vorfahren, denen wir unseren heutigen Wohlstand und die Schweiz zu verdanken haben. Nur ihretwegen können wir einen Nationalfeiertag feiern. Und da Gott der Schöpfer ist, danken wir auch ihm und erinnern uns, dass nicht alles selbstverständlich ist.

Leere Kirchen werden unnötig dramatisiert.

Sind Schweizer und Schweizerinnen also undankbar?

Winkler: Das würde ich nicht so sagen. Aber man vergisst schnell, was zur Normalität wird. Wir sollten uns das immer wieder vor Augen führen, dankbar für alles sein und Gott vertrauen.

Eine Nation besteht aus vielen, denen man vertrauen kann. Wieso müssen wir Gott vertrauen?

Winkler: Wir haben nicht alles in der eigenen Hand. Vieles passiert, ohne unser Zutun. Ich erinnere an die Geschichte Abrahams im ersten Buch des Alten Testaments, der von Gott in das gelobte Land geschickt wurde. Er war auch nicht alleine, wusste ebenfalls nicht, was die Zukunft bringt. Seine Gemeinschaft und er vertrauten Gott – und zogen ins Ungewisse los. Sie gaben sich und ihr Leben in seine Hand.

Müssen wir das heute auch tun?

Winkler: Nichts ist gewiss und beständig. Kein Mensch kann sich nur auf sich selbst verlassen. Der Mensch braucht Vertrauen und Sicherheit. Die heutige politische, wirtschaftliche und soziale Weltlage ist kritisch und unsicher. Wir können für die Zukunft nur beten und Gott vertrauen – und natürlich zusammenhalten.

Halten die Menschen in Sarnen noch zusammen? Und wollen sie das Evangelium hören?

Winkler: Fast alle Sarner sind katholisch – und lieben ihre Tradition. Das zeugt vielleicht von Zusammenhalt. Der Gottesdienst gehört einfach zur Feier dazu.

Dann hat das zahlreiche Erscheinen nichts mit dem Evangelium zu tun?

Winkler: Das kann man nicht wissen. Ich bin für jede Person dankbar, die etwas aus dem Gottesdienst für sich mitnehmen kann. Was sie zum Erscheinen motiviert, spielt keine Rolle. Ich freue mich jedenfalls darauf.

 

1.-August-Botschaft von Bischof Felix Gmür auf kath.ch

https://youtu.be/kxWUQKkNglg

Schweizer Fahne | © Barbara Ludwig | © Barbara Ludwig
30. Juli 2016 | 11:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!