Gott in Landeshymne? – Kirchen sagen Ja, Freidenker Nein

Zürich, 31.3.15 (kath.ch) Eine neue Landeshymne sollte auf Gott Bezug nehmen, findet Urban Federer, Abt im Kloster Einsiedeln. Es brauche eine Garantie für unser Gewissen. Eine Meinung, die auch von reformierter Seite gestützt wird. Eine Gotteserwähnung sei fehl am Platz, findet hingegen Andreas Kyriacou, Zentralpräsident der Freidenker-Vereinigung Schweiz. Unter den sechs Vorschlägen, die die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG) zum Online-Voten präsentiert, sind zwei mit expliziter Gottes-Erwähnung.

Regula Pfeifer

Eigentlich möchte der Einsiedler Abt gar keine neue Landeshymne. «Wir singen die aktuelle Landeshymne im Gottesdienst – und zwar in seiner ursprünglichen, lateinischen Text», erklärt er. Der Hymne zugrunde liegt laut Federer die Messe «Diligam te domine» (Deutsch: ich liebe dich Gott) eines katholischen Mönchs. Das Originaldokument der Komposition liegt im Kloster Einsiedeln. Deshalb hätten sie einen emotionalen Bezug dazu.

Federer: «Garantie für unser Gewissen»

Aber gäbe es eine neue Landeshymne, dann würde er es begrüssen, wenn Gott weiterhin erwähnt wäre, sagt Urban Federer gegenüber kath.ch. «In einer Zeit, in der alles immer schneller und besser wird, braucht es jemanden über sich, gegenüber dem man sich verantwortet, eine Garantie für unser Gewissen», sagt Federer. Eine Gotteserwähnung betreffe nicht nur das Christentum, sondern auch das Judentum und den Islam, also eine Mehrheit der Bevölkerung in der Schweiz.

«Die Werte unserer Gesellschaft sind christlich begründet, das würde einen Hinweis auf Gott in der Landeshymne durchaus begründen» findet Anne Durrer, Kommunikationsverantwortliche beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK). «Auch wenn 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung nichtchristlich ist, glauben wir, dass eine Landeshymne gerade durch einen Hinweis auf Gott, der allen Menschen gegenüber steht, verschiedene Kulturen und Religionen oder Konfessionslosigkeit verbinden kann.»

Im «Vater unser» keine Demokratie

«Eine Gotteserwähnung ist fehl am Platz», findet hingegen Andreas Kyriacou, Zentralpräsident der Freidenker-Vereinigung Schweiz. Umgekehrt müsse auch im «Vater unser» die Demokratie nicht benannt werden. «Eine Landeshymne ohne Gottesanruf ist einschliessender», fügt er hinzu. «Damit können sich mehr Menschen identifizieren.» Eine Landeshymne soll laut Kyriacou ein positives Bild des Staates geben. Die Freidenker-Vereinigung wünscht sich einen säkularen Staat. Ein solcher könne am ehesten die Kohäsion der Gesellschaft sicherstellen. (rp)

Das Rütli, Gründungsort der Schweiz am Vierwaldstättersee | © Barbara Ludwig
31. März 2015 | 17:29
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