Demonstration der Allianz "Es reicht" im März 2014
Schweiz

Katholischer Frauenbund ruft erstmals auf zur Demo zum «Tag der Frau»

Bern, 3.3.15 (kath.ch) Der Schweizerische Katholische Frauenbund SKF ruft seine Mitfrauen erstmals offiziell auf, sich an der Demonstration zum Internationalen Tag der Frau am 7. März in Bern zu beteiligen. Dies, weil alle Frauenverbände sich dafür zusammengeschlossen haben, wie Kathrin Winzeler, Kommunikationsverantwortliche des SKF auf Anfrage von kath.ch sagt. Der Verband stehe seit langem für die Rechte der Frauen in Kirche, Gesellschaft und Politik ein.

«Jedes Jahr entgehen den Frauen einzig aufgrund ihres Geschlechts 7,7 Milliarden Franken», schreibt die SKF in einer Mitteilung zum Internationalen Tag der Frau. Die Frauen verdienen nach wie vor rund ein Fünftel weniger als Männer und sind dadurch auch bei den Renten benachteiligt. Ihre berufliche Laufbahn wird unter anderem durch die Tatsache erschwert, dass sie den Grossteil der unbezahlten Sorgearbeit leisten, also Kinder betreuen und alte Menschen und kranke Angehörige pflegen. Die an der Demonstration beteiligten Frauenorganisationen fordern Lohngleichheit und «endlich griffige Massnahmen von Parlament und Bundesrat».

Akzent auf gerechte Verteilung der Sorgearbeit

Der SKF setzt den Akzent auf die Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit. «Wir fordern, dass unbezahlte Sorge-Arbeit gerechter zwischen Mann und Frau aufgeteilt wird», sagt Kathrin Winzeler vom SKZ. Eine Lohngleichheit würde sich auch auf die Rollenverteilung auswirken, ist sie überzeugt. «Solange die Frau weniger verdient, bleibt sie eher zuhause und kümmert sich um die Kinder.»

Auf die Frage, was denn katholisch sei am Engagement des SKF zum 8. März, antwortet Winzeler: Ihr Dachverband sei nicht nur katholisch, sondern auch ein Frauenbund. Ende der 50-er Jahre habe sich der Katholische Frauenbund mit seinem Einstehen fürs Frauenstimmrecht erstmals von den Vorgaben der Kirche emanzipiert und sich zu dem entwickelt, was er jetzt ist: ein Frauenverband, der sich für die Rechte der Frauen in Kirche, Gesellschaft und Politik einsetzt.

Diesmal ohne kirchliche Forderung

Am Tag der Frau stehen auch für den SKF die politischen Forderungen im Vordergrund. «Kirchliche Anliegen schreibt sich der SKF diesmal nicht auf die Fahne», antwortet Winzeler auf die entsprechende Frage.

Das war auch schon anders: Eine breite Allianz unter Federführung SKF hatte im März letzten Jahres zu einer Demonstration unter dem Motto «Es reicht! Für eine glaubwürdige und befreiende katholische Kirche Schweiz» aufgerufen. Die Demonstrierenden zogen am 9. März durch die St. Galler Innenstadt, um im Klosterhof dem Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, Markus Büchel, ihre Forderungen zu überreichen. Den Protest ausgelöst hatte ein Vorschlag des Bistums Chur im Januar 2014, wiederverheiratete Geschiedene und andere Kategorien von Personen in einer «irregulären Situation» sollten beim Kommuniongang mit verschränkten Armen vor den Priester treten und sich segnen lassen.

Anlass auch für verbandsinterne Diskussionen

Wie viele Frauen seitens der SKF am Samstag nach Bern reisen werden, ist unklar. «Wir lassen uns überraschen», sagt Winzeler. Die Vorstände der Kantonalverbände hätten im Vorfeld den Vorschlag «mit grossem Interesse und begeistert» aufgenommen. «Auf jeden Fall regen wir damit die Diskussion innerhalb des Verbands an», ist sie überzeugt.

«Leider nicht teilnehmen» kann der Verein der vom Zölibat betroffenen Frauen Schweiz, Zöfra, wie Beatrice Bucher aus dem Vorstand mitteilt. «Wir wären gern dabei gewesen, konnten aber unsere Generalversammlung, die auf denselben Tag terminiert ist, nicht mehr verschieben.» Bucher hofft auf einen «grossen Aufmarsch» in Bern. Der Verein Zöfra gehört zum SKF und teilt auch dessen Anliegen. «Wir sind für alle Frauenanliegen, die sie vorbringen», sagt Bucher, «auch für die politischen.» Es bestehe weiterhin grossen Nachholbedarf.

Der eher kleine Verein Zöfra stehe in erster Linie ein für die Aufhebung des Pflichtzölibats, erklärt Bucher. «Das Pflichtzölibat ist keine biblische Weisung. Das ist Kirchenrecht, das man schon längst hätte ändern sollen.» Der Verein engagiert sich für Frauen, die in Schwierigkeiten stecken, weil sie eine versteckte Beziehung zu einem Priester leben. (rp)

 

Demonstration der Allianz «Es reicht» im März 2014 | © Sylvia Stam
3. März 2015 | 17:31
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