Der barmherzige Christus, wie er der Schwester Faustine Kowalska erschien
International

Flüchtlingstragödie: Anglikaner und Orientalisch-Orthodoxe nähern sich an

London, 9.10.15 (kath.ch) Angesichts der aktuellen Flüchtlingstragödie braucht die Welt das Zusammenstehen der christlichen Kirchenführer. Mit diesen Worten kommentiert Bischof Angaelos von der koptisch-orthodoxen Kirche in Grossbritannien eine gemeinsame Erklärung zur Christologie, die diese Woche bei einem Treffen von Kirchenführern und hochrangiger Theologen in Wales verfasst wurde.

Fortschritte hat die internationale anglikanisch-orientalisch-orthodoxe Kommission (AOOIC) bei Streitfragen rund um den Heiligen Geist gemacht, wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur «Anglican Communion News Service» von Freitag, 9. Oktober, hervorgeht. Die Ursache des Schismas zwischen den christlichen Kirchenfamilien, zu dem das Konzil von Chalcedon im Jahr 451 führte, könne nun geheilt werden, gab der koptische Metropolit und Co-Kommissionsvorsitzende Bishoy bekannt.

Die spätantike Bischofsversammlung hatte einst das Verhältnis zwischen göttlicher und menschlicher Natur in Jesus Christus festgelegt, der «unvermischt und ungetrennt» wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich sei, und die Dreifaltigkeit zum Dogma erhob. Die altorientalischen Kirchen hatten sich davon distanziert, da sie darin eine Rückkehr zur Irrlehre des Nestorianismus sahen.

Anglikaner und die Orientalischen Orthodoxen starteten den Dialog im Rahmen einer eigenen Kommission 2001. Im Jahr 2003 wurde er infolge einer umstrittenen Bischofsweihe in der episkopalen Kirche ausgesetzt, 2013 jedoch fortgeführt. Das nächste Treffen ist für Ende Oktober 2016 im Libanon anberaumt und soll die Verständigung über den Heiligen Geist weiterführen.

Wichtig auch wegen Flüchtlingssituation

Wichtig sei die gemeinsame Erklärung auch aufgrund der aktuellen Flüchtlingssituation in Europa, erklärte der syrisch-orthodoxe Metropolit der Niederlande, Polycarp Augin Aydin: Nachdem man früher von einem Ost- und Westchristentum gesprochen habe, seien die Kirchen nun aufgrund der Migration direkte Nachbarn. «Wir müssen deshalb in Dialog treten, voneinander lernen und unsere Schätze teilen», so der Metropolit.

Die Welt brauche heute das Zusammenstehen der christlichen Kirchenführer, betonte der Bischof Angaelos von der koptisch-orthodoxen Kirche in Grossbritannien: «Am Tisch der Kommission sitzen Armenier, die sich an den armenischen Genozids erinnern, Syrier und Iraker, deren Länder vom Krieg zerstört und deren Leute vertrieben sind, Kopten, die 21 ihrer Männer in jenem schrecklichen Märtyrertum in Libyen verloren haben, Äthiopier, denen es in Libyen ebenso ergeht, und wir in Europa haben unsere eigenen Schwierigkeiten.» (kap)

Der barmherzige Christus, wie er der Schwester Faustine Kowalska erschien | © 2015 Bernard Litzler/cath.ch
9. Oktober 2015 | 15:28
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