Bischof Felix Gmür: «Fit für den Dialog»

Solothurn/Zürich, 27.8.15 (kath.ch) In einer seiner regelmässigen Kolumnen in weltlichen und kirchlichen Medien hat sich der Basler Bischof Felix Gmür deutlich für eine klare Haltung der Katholiken in der Flüchtlingsfrage oder im interreligiösen Dialog ausgesprochen. Überhaupt gelte es, als Christinnen und Christen in einer säkularer werdenden Welt Stellung zu beziehen. Die Kolumne im Wortlaut:

«In Thun kommt ein Mädchen eines Tages mit dem Kopftuch zur Schule. Die Schulleitung verbietet das zunächst, weil es die Hausordnung so will, und schickt das Mädchen zweimal heim. Danach macht die Schule aber eine Ausnahme. Das Mädchen darf mit dem Kopftuch zum Unterricht erscheinen. Es soll ein Zeichen für den Willen zur Integration sein. Integriert oder nicht: Die Religion und Kultur der Muslime sind in unserer Gesellschaft längst anwesend und sichtbar.

In manchen Bahnhöfen, wie zum Beispiel in Zug, werden die Katholiken mit einem Plakat angesprochen und zum «Kirchenaustritt» ermuntert. Die Plakatmacher meinen, das sei ein Ausdruck, dass auch die Katholiken frei denken können. Das ist zwar Unsinn. Doch es zeigt, dass säkulares, manchmal religionsfeindliches Denken Teil unserer Gesellschaft ist.

Das sind zwei Beispiele, die für zwei Wirklichkeiten stehen. Unsere Gesellschaft ist multireligiös geworden. Neben den Christen gehören seit jeher auch Juden, nun noch Muslime, Hindus, Buddhisten und Anhänger anderer Religionen zu den Menschen, die in unserem Land leben. Oftmals ist es ein unauffälliges Nebeneinander, seltener ein Miteinander, das den Alltag prägt. An manchen Fragen wie dem Kopftuch oder dem Schwimmunterricht oder der Behandlung von christlichen Feiertagen in der Schule zeigt sich jedoch ein erhebliches Konfliktpotential. Um diese zu erkennen und zu mindern, braucht es Interesse und Wissen über die andere Religion und Kultur.

Gleichzeitig ist unsere Gesellschaft auch säkular geworden. Religiöse Traditionen verschwinden mehr und mehr, religiös motivierte Argumentationen ziehen kaum noch. Mancherorts gibt es einen mehr oder weniger offenen Widerstand gegen Religionen, oder man will sie zumindest in die Privatsphäre abdrängen. Was sagen wir Christinnen und Christen dazu? Was ist dabei des Pudels Kern? Es braucht Weiterbildung.

Weil mir das wichtig ist, findet die jährliche Fortbildung der Seelsorgerinnen und Seelsorger heuer zu diesem Thema statt. Wie bin ich Christin und Christ in der multireligiösen Welt? Wie lebe ich als Christin und Christ in der säkularen Welt? Es sind Fragen, die uns alle betreffen. Gehen wir sie an. Guten Mut!»

+Felix Gmür, Bischof von Basel (kath.ch)

Felix Gmür, Bischof von Basel | © Sylvia Stam
27. August 2015 | 09:08
Lesezeit: ca. 2 Min.
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