Fifa-Chef Blatter unter Druck

Zürich, 28.5.15 (kath.ch) Als «sehr gläubigen Menschen» bezeichnete sich Fifa-Präsident Sepp Blatter im März in einem Interview der «Sonntags-Zeitung». Und schob dann hinterher: «Ich glaube an Gott. Und ich glaube an mich selbst.» Nun fallen wohl selbst enge Weggefährten Blatters angesichts der jüngsten Enthüllungen um den Weltfussballverband vom Glauben ab. Und Blatter dürfte das ein oder andere Stossgebet gen Himmel schicken. Dennoch will der 79-jährige am Freitag, 29. Mai, erneut für das höchste Fifa-Amt kandidieren – zum fünften Mal.

Joachim Heinz

Noch steht die Abwehr um Blatter – ungeachtet der Verhaftung von mehreren ranghohen Fifa-Funktionären und den Ermittlungen im Zusammenhang mit der Vergabe der Fussballweltmeisterschaften nach Russland und Katar. Vetternwirtschaft, Erpressungen, und massive Schmiergeldzahlungen soll es in beiden Fällen gegeben haben. Von Fifa zur Mafia scheint der Weg nicht weit.

Sepp Blatter hat am Donnerstagabend, 28. Mai, zwar Fehler eingeräumt, zugleich wies er eine persönliche Verantwortung für Fälle von Korruption und Vetternwirtschaft zurück: «Ich kann nicht jeden zu jeder Zeit beaufsichtigen.» Die Fifa, so Blatter weiter, habe Vertrauen verspielt und es sei nicht leicht, dieses zurückzugewinnen. Harte Wochen stünden bevor. «Ich bin sicher, dass noch weitere schlechte Nachrichten folgen werden.»

In einer persönlichen Erklärung gab sich Blatter noch am Mittwoch, 27. Mai, entschlossen: «Wir werden auch weiterhin mit den zuständigen Behörden zusammenarbeiten und auch innerhalb der Fifa energisch weiter dafür arbeiten, jegliches Fehlverhalten auszumerzen.» Genau das haben in der Vergangenheit auch Menschenrechtler und Hilfswerke mit Blick auf die Situation in den WM-Gastgeberländern angemahnt. Das Problem: Passiert ist bislang wenig.

WM in Katar von Menschenrechtlern unter Beschuss

Beispiel Katar, wo die Weltmeisterschaft 2022 stattfinden soll: Dort schuften 1,5 Millionen Gastarbeiter aus Entwicklungsländern unter teils sklavenähnlichen Bedingungen, wie Menschenrechtler betonen. Mehrfach zeigten Organisationen wie Amnesty International oder Gewerkschaften die Gelbe Karte.

Das katholische Hilfswerk Adveniat ging ebenfalls in die Offensive. Geschäftsführer Stephan Jentgens rief die Fifa zu mehr Transparenz in finanziellen Fragen auf. Gerade der millionenschwere Handel mit TV-Senderechten sei «Schmierstoff für Korruption und Kriminalität».

Die Tübinger Stiftung Weltethos forderte in einem Interview des Kölner Domradios gar den Rücktritt Blatters – genauso wie Uefa-Präsident Michel Platini. «Wenn er noch einen Rest seines Gesichts wahren möchte und mit Anstand aus dieser Krise herauskommen will, sofern das überhaupt noch möglich ist, dann müsste er Konsequenzen ziehen. Er ist ja nicht der König der Fifa», so Generalsekretär Stephan Schlensog.

«Blatter abgetaucht»

«Joseph Blatter ist abgetaucht», schreibt Spiegel online am Donnerstagmittag. Das will so gar nicht passen zu dem Mann mit dem grossen Sendungsbewusstsein. «Die Fifa ist durch die positiven Emotionen, die der Fussball auslöst, einflussreicher als jedes Land der Erde und jede Religion», sagte er in dem Zeitungsinterview vom März. Es könnte sein, dass dem Fifa-Chef dieser Satz nun vor die Füsse fällt. Und er dem Sturm der Entrüstung gegen ihn und seine Amtsführung nicht mehr standhalten kann.

Hinweis: Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de. (kna)

 

 

28. Mai 2015 | 17:07
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