Deutliche Mehrheit der Iren stimmt für «Homo-Ehe» – aus der Schweiz werden ähnliche Forderungen laut

Dublin/Bern, 24.5.15 (kath.ch) Mit grosser Mehrheit haben die Iren bei einem Referendum für die Einführung der «Homo-Ehe» in dem katholischen Land votiert. Laut dem amtlichen Endergebnis stimmten knapp 62 Prozent der Wähler mit Ja. Die Gegner räumten bereits kurz nach Beginn der Stimmauszählung ihre Niederlage ein. Es ist die erste Einführung der «Homo-Ehe» durch Volksentscheid weltweit. Bislang gibt es sie in 19 Staaten. Schweizer Vertreter von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Menschen treten mit ähnlichen Forderungen auf.

Premierminister Enda Kenny, Chef der konservativen Regierung, sprach von einer «Pioniertat» des irischen Volkes. Die hohe Wahlbeteiligung zeige, wie wichtig solche politischen Veränderungen seien. Von den 3,2 Millionen stimmberechtigten Iren machten rund 65 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Der frühere Chef der mitregierenden Irish Labour-Partei, Eamon Gilmore, nannte den Ausgang einen «nationalen Akt der Inklusion». Gesundheitsminister Leo Varadkar bezeichnete es als eine «soziale Revolution».

Der Anführer der Nein-Kampagne, David Quinn, gratulierte den Befürwortern und bezeichnete den Ausgang des Referendums als «sehr beeindruckend». Zugleich merkte der Direktor des katholisch orientierten Instituts Iona kritisch an, dass keine der politischen Parteien das Anliegen derjenigen unterstützt habe, die gegen eine «Homo-Ehe» seien. Gut 734’000 Wähler stimmten gegen eine Öffnung der Ehe für homosexuelle Partnerschaften.

Homosexualität in Irland bis 1993 strafbar

Umfragen deuten bereits vorab auf eine klare Mehrheit für den Verfassungszusatz hin. Bisher war in Irland wie auch in Deutschland nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare möglich. Das Land ist traditionell katholisch geprägt. Abtreibungen waren bis 2013 ausnahmslos strafbar, Homosexualität bis 1993. Der Skandal um sexuellen Missbrauch und um Misshandlung von Kindern und Jugendlichen in kirchlichen Einrichtungen wog auf der Insel besonders schwer und schwächte die Position der Kirche in den vergangenen Jahren massiv.

Katholische Kirchenvertreter hatten sich im Vorfeld klar gegen die «Homo-Ehe» ausgesprochen. Der irische Primas, Erzbischof Eamon Martin von Armagh, hatte betont, es drohe die Leitkultur einer «geschlechtsneutralen» Ehe, die es noch schwerer machen werde, weiter das kirchliche Eheverständnis zu vertreten und eine rechtliche Gleichstellung abzulehnen.

Ruf nach Öffnung der Ehe aus der Schweiz

Die Schweizer LGBT-Verbände freuen sich mit den Irinnen und Iren, wie sie in einer Mitteilung vom 23. Mai schreiben. Der Begriff LGBT kommt aus dem englischen Sprachraum und ist die Abkürzung von Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender. Die Vertreter von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Menschen in der Schweiz fordern: «jetzt muss auch die Schweiz handeln!» Die bedingungslose Öffnung der Ehe und die Gewährung aller damit verbundenen Rechte sei eine ihrer Grundforderung. Wir verlangen keine Sonderrechte, sondern schlicht Gleichstellung. Und wir fordern die Öffnung der Ehe weil unsere Beziehungen gleich stark und unsere Familien gleich viel wert sind. Unterschrieben ist die Aufforderung vom Dachverband Regenbogenfamilien, der Schwulenorganisation Pink Cross, der Lesbenorganisation LOS, von Wybernet – einem Netzwerk für engagierte lesbische Berufsfrauen -, von Transgender Network Switzerland, von Fels – den Freundinnen und Freunden und Eltern von Lesben und Schwulen. (kna/com/rp)

 

24. Mai 2015 | 10:25
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