Bahamas - Plakat zum Weltgebetstag
Schweiz

Der Weltgebetstag zu den Bahamas verspricht eine bunte Liturgie

Winterthur, 2.3.15 (kath.ch) Die Bahamas sind das Thema des diesjährigen Gottesdienstes zum Weltgebetstag (WGT) am Freitag, 6. März. Wie Frauen aus dem Inselstaat in der Karibik die Fusswaschung Jesu deuten, erzählt Heidi Wettstein (Bild rechts), Präsidentin des WGT Schweiz, im Interview mit kath.ch.

Sylvia Stam

Was erwartet uns am diesjährigen Gottesdienst zum Weltgebetstag?

Heidi Wettstein: Eine wunderbare Liturgie mit Bildern, Tanz, Gebeten und Liedern. Die Buntheit der Liturgie wird schon am Plakat sichtbar: Es zeigt eine leuchtende Sonne vor dunkelblauem Meer. Das wichtigste aber ist der Sonnenstrahl, der auf die Füsse Jesu fällt. Links und rechts verneigen sich Flamingos vor den Füssen Jesu.

Was drücken die bahamaischen Frauen damit aus?

Jesus hat seinen Jüngern die Füsse gewaschen, er hat die Position gewechselt. Die Frauen aus den Bahamas, welche die diesjährige Liturgie gestaltet haben, möchten damit ausdrücken, dass jeder und jede hin und wieder die Rolle wechseln und auch einmal seinem Nächsten einen Dienst erweisen soll. Es geht nicht darum, sich zu unterwerfen, sondern darum, dass uns kein Zacken aus der Krone fällt, wenn wir anderen einen Dienst erweisen.

Wie setzen sie das Evangelium der Fusswaschung liturgisch um?

Wettstein: Die bahamaischen Frauen schlagen eine wirkliche Fusswaschung vor, was natürlich in ihren Breitengraden einfacher ist als bei uns. Während dem Akt steht eine Frau jeweils hinter der Person, der die Füsse gewaschen werden, und hält ein Schild hoch, auf dem ein Anliegen steht, zum Beispiel «Armut». Nach der Waschung wird das Schild umgedreht, dann steht da «hoffnungsvoll». Auf anderen Schildern steht «Migrantin» und auf der Kehrseite «aufgenommen» oder «Häusliche Gewalt» und «aufgerichtet».

Auf unsere Realität übertragen geht es um Nächstenliebe und Barmherzigkeit, um einen uneigennützigen Dienst, den wir beispielsweise Migrantinnen oder benachteiligten Menschen gegenüber ausüben könnten. Dadurch könnte sehr viel bewirkt werden.

Was haben die bahamaischen Frauen uns sonst noch zu sagen?

Wettstein: Wir sind das Sprachrohr dieser Frauen. Durch die Liturgie erzählen sie uns von ihrem Land, von seiner Schönheit ebenso wie von seinen Problemen. Es gibt auf den Inseln zum Beispiel eine wunderschöne Pflanzenwelt, die Menschen strahlen oft viel Fröhlichkeit aus. Andererseits gibt es viel häusliche Gewalt, Schwangerschaften von minderjährigen Mädchen und HIV/Aids sind weitere Problemfelder. Die Liturgie ermöglicht auch eine Reflexion darüber, wie dies bei uns ist.

Was haben Sie Neues erfahren über die Bahamas?

Wettstein: Dass von den 700 Inseln nur 30 bewohnt sind. Insgesamt leben 360’000 Menschen auf den Bahamas, zwei Drittel davon in der Hauptstadt Nassau. Der Tourismus ist einer der wichtigsten Erwerbszweige, ebenso der Export von Zitrusfrüchten und Ananas. Es gibt viele Früchte aus den Bahamas, vor allem Zitrusfrüchte und Ananas. Hauptnahrungsmittel sind Meeresfrüchte, Ziegen-, Schaf- und Schweinefleisch, Hühner, Maniok und Reis, Erbsen und das Gemüse Okra. Ausserdem werden viel Poulet und Fisch gegessen.

Gibt es nach dem Gottesdienst Kostproben?

Wettstein: Es gibt wie jedes Jahr ein Begleitheft mit Rezepten, dieses Jahr zum Beispiel für Kokosnusskuchen und Bananenbrot, oder ein typisches Gericht aus Reis mit Erbsen und Poulet.

Ein Teil des Erlöses der Kollekte ist für Projekte vor Ort bestimmt. Welche sind das?

Wettstein: Ein wichtiges Projekt ist das Krisenzentrum. Es bietet Gewaltprävention und Hilfeleistung an, wenn Frauen Gewalt erfahren haben. Sexuelle Gewalt ist auf den Bahamas leider sehr verbreitet. 41’000 der jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren haben in ihrem Leben bereits einmal Gewalt erfahren. Dann unterstützt der WGT aber auch Projekte zur Wiedereingliederung junger Mütter, die wegen der Schwangerschaft ihre Ausbildung unterbrechen mussten.

Sie engagieren sich seit 44 Jahren für den WGT. Das ist eine lange Zeit!

Wettstein: Mir sind Frauenanliegen sehr wichtig! Mein Engagement begann in der Zeit, als man in der Schweiz für das Frauenstimmrecht und das neue Familienrecht kämpfte. Wir waren damals Feuer und Flamme dafür und setzten uns daher auch für eine Besserstellung der Frauen in anderen Ländern ein. Heute ist leider viel von dem damaligen Kampfgeist verloren gegangen. Die Begegnungen an den internationalen Treffen der Vorbereitungsgruppe motovieren mich immer aufs Neue jeweils sehr, mich für Frauen weltweit zu engagieren.

Was wünschen Sie den Frauen auf den Bahamas?

Wettstein: Ich wünsche vor allem den jungen Frauen, dass ihr Selbstbewusstsein gestärkt wird und sie für ihre Rechte einstehen können! (sys)


Weltgebetstag

Der Weltgebetstag entstand 1887 als ökumenische Basisbewegung in Nordamerika, das unter den Folgen des Bürgerkriegs litt, und breitete sich bis heute auf über 170 Länder aus. Frauen, die aufgrund ihres Glaubens die Nöte der Zeit erkannten, erhoben sich gegen Not und Elend, verursacht durch Gewalt und Ungerechtigkeit. Sie standen gemeinsam für das Leben ein. In der Schweiz wurde der Weltgebetstag erstmals 1936 mitgetragen.

Die Gottesdienstordnung wird jedes Jahr von Frauen aus einem anderen Land der Welt vorbereitet. Der Weltgebetstag findet jeweils am ersten Freitag im März statt, dieses Jahr am 6. März.

Die Kollekte kommt jeweils Projekten für die Besserstellung von Frauen in verschiedenen Ländern zugute. 10 Prozent der Kollekte sind für Projekte im Herkunftsland der Liturgie bestimmt – 2015 also für die Bahamas.

Trägerinnen des Schweizerischen Weltgebetstags-Komitees sind der Schweizerische Katholische Frauenbund, die Evangelischen Frauen Schweiz und der Verband Christkatholischer Frauen der Schweiz.

Weitere Informationen finden Sie hier.

Bahamas – Plakat zum Weltgebetstag | © 2015 wgt.ch
2. März 2015 | 09:00
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Heidi Wettstein, Präsidentin des Schweizer Komitees zum Weltgebetstag | © zVg Heidi Wettstein, Präsidentin des Schweizer Komitees zum Weltgebetstag | © zVg