Däniken SO: Einweihung des neuen Sikh-Tempel

Däniken SO, 19.4.15 (kath.ch) Am heutigen Sonntag, 19. April, wird der neue Tempel der Sikh-Gemeinde in Däniken SO eingeweiht, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet. Der Neubau sei bewusst unauffällig gestaltet und an die Umgebung angepasst. In der Schweiz leben zwischen 500 und 1000 Sikh. Nebst dem Tempel in Däniken gibt es einen weiteren in Langenthal BE.

Der rund 2,5 Millionen teure Neubau des Däniker Tempels ersetzt laut Zeitung einen früheren, der sich an derselben Stelle in einer ehemaligen Autogarage in Däniken befand. Die Sikh-Gemeinde Schweiz (Gurudwara Sahib Switzerland) ist als Verein organisiert, dessen Zweck es ist, eine soziale Umgebung für die Sprache und die Kultur nach der Lehre des «Heiligen Buchs» und der zehn menschlichen Sikh-Gurus (siehe Kasten) zu organisieren. Er will zudem die Kinder der rund 100 Aktivmitglieder in ihrer Religion, in der Geschichte der Sikh und in der nordindischen Sprache Punjabi unterrichten. Der Verein will weiter die Schweizer Bevölkerung über Religion und Geschichte der Sikh aufklären.

Im Tempel (Gurdwara) in Däniken versammeln sich die Sikh laut ihrer Homepage jeden Sonntag zum Gottesdienst, wo sie «beten, musizieren und dann gemeinsam essen.» Laut Zeitung reisen Sikh aus der ganzen Schweiz, vereinzelt auch aus Frankreich und Deutschland an. Die Anfänge der Sikh-Gemeinden in der Schweiz gehen ins Jahr 1984 zurück. Im Gefolge der gewaltsamen Auseinandersetzungen im indischen Bundesstaat Punjab zwischen Sikh-Separatisten und der indischen Zentralregierung habe damals ein Flüchtlingsstrom eingesetzt.

Zwei Tempel in der Schweiz

Die Sikh in der Schweiz haben sich im Jahr 2000 gespalten. Die andere Gruppe nennt sich Sikh-Stiftung Schweiz mit Sitz in Langenthal BE. Grund für die Abspaltung waren laut Zeitung «zwischenmenschliche Probleme». Theologisch unterscheiden sich die beiden Gemeinden laut Inforel nicht. Während im «leuchtendweissen Prunkbau» (Schweiz am Sonntag) in Langenthal hauptsächlich religiöse Feiern durchgeführt würden, organisiere die Gemeinde in Däniken auch kulturelle Anlässe. Der Däniker Gemeinde sei es zudem wichtig gewesen, beim Neubau ihres Tempels das Auffällige zu vermeiden und den Tempel in die Umgebung zu integrieren. Der Tempel verfüge lediglich über vier kleine Ecktürme. Der Tempel in Langenthal ist laut religionenschweiz.ch (Universität Luzern) deutlich als indisch-religiöses Gebäude erkennbar.

Für alle Menschen offen

Der Sikh-Tempel in Däniken ist laut Jorawar Singh, der in der «Schweiz am Sonntag» als Sprecher der Gemeinde zitiert wird, «für alle Menschen offen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer religiösen oder gesellschaftlichen Zugehörigkeit». Missionieren sei im Sikhismus strengstens verboten. Es gebe tatsächlich einige Sympathisanten, die den Däniker Tempel besuchten. Diese seien aber primär an der indischen Kultur interessiert.

Viele in der Schweiz lebende Sikh halten sich laut Jorawar Singh nicht mehr an die für ihre Religion geltenden Regeln (siehe Kasten). So trügen viele Männer keinen Turban und liessen sich die Haare schneiden. In Schule und Beruf fehle oft die Akzeptanz für ungeschnittene Haare.


Die Religion der Sikh

Laut Inforel wurde diese monotheistische Religion von Guru Nanak (1469–1539) in Nordindien begründet. Nanak verstand sich als Reformer eines sinnentleerten ritualisierten Hinduismus und eines erstarrten Islams. Er lehrte einen bildlosen Monotheismus, der zwischen Menschen verschiedener Herkunft keinen Unterschied macht.

Seine drei Grundsätze sind einfach: Arbeite für deinen Lebensunterhalt, bete zu Gott, teile mit dem anderen. Im Gegensatz zum Islam lehrte Guru Nanak die Wiedergeburt. Auf Nanak folgten neun weitere Gurus. Der zehnte, Guru Gobind Singh, formte 1699 aus der Reformbewegung eine eigenständige Religion.

Guru Gobind Singh erklärte die Unterschiede der Geburt als aufgehoben, Mann und Frau als gleichberechtigt. Alle Männer erhielten den Beinamen «Singh» (Löwe), die Frauen «Kaur» (Prinz). Mitglieder der Sikh-Gemeinde sind zum Tragen der «5 K» verpflichtet. Dies sind fünf Symbole, die im Punjabi mit dem Buchstaben «K» beginnen: Ungeschnittene Haare (Kesh), Männer dürfen auch den Bart nicht schneiden und tragen zusätzlich einen Turban. Ein hölzerner Kamm (Kangha) wird als Zeichen der Sauberkeit in den Haaren getragen. Besondere Baumwollunterhosen (Kacha) sollen zur sexuellen Mässigung beitragen. Ein Stahlarmreif (Kara) erinnert an die Verpflichtung zur Wahrheit. Ein Dolch (Kirpan), der Tag und Nacht getragen wird, ist das Zeichen dafür, dass Sikh Arme, Schwache und Unschuldige verteidigen.

Guru Gobind Singh vollendete das erste heilige Buch, er nannte es «Guru Granth Sahib» und erklärte damit sich selbst zum letzten menschlichen Guru, und das heilige Buch als Quelle des Spirituellen zum Guru. Der Guru Granth Sahib enthält Texte von 26 Autoren aus unterschiedlichen religiösen Traditionen in verschiedenen Sprachen.

Mehrere Millionen Sikh leben ausserhalb Indiens. Während Jahren herrschten im Punjab bürgerkriegsähnliche Zustände. Im Anschluss an den von Indira Gandhi befohlenen Tempelsturm «Blue Star Operation» im Jahre 1984 flüchteten oder emigrierten Tausende in den Westen, so auch in die Schweiz. Heute leben in der Schweiz zwischen 500 und 1000 Sikh. (sys)

Weitere Informationen über die Religion der Sikh: www.inforel.ch/i1268, www.religionenschweiz.ch

Sikh in der Schwieiz: www.sikh.ch

 

19. April 2015 | 10:59
Lesezeit: ca. 3 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!