Eva-Maria Faber
Schweiz

Churer Theologin: «Nicht sicher, ob Synode Reformen beschliessen wird»

Chur, 28.7.15 (kath.ch) Die Churer Theologin Eva-Maria Faber ist sich «nicht so sicher», ob die kommende Familiensynode Reformen beschliessen wird. Sie könne sich vorstellen, dass die Synode «ähnlich ausgeht wie jene im letzten Jahr», sagte die scheidende Rektorin der Theologischen Hochschule Chur (THC) im Interview mit dem Zürcher «Tages-Anzeiger» (28. Juli). Und dies obschon Papst Franziskus relativ deutlich geäussert habe, er wünsche Veränderungen.

Bei früheren Synoden sei es so gewesen, dass sie zum Schluss Vorschläge zuhanden des Papstes machten, dann aber frei gewesen sei, etwas daraus zu machen, so die Dogmatikprofessorin. Man müsse darüber nachdenken, ob die Synode nicht eine verkleinerte Form des Konzils sein könnte. Dann bräuchte es jedoch Reformen bei der Synode, ist die Theologin überzeugt. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) habe eine Art Senat vorgestellt, der – zusammen mit dem Papst – eine «ständige kollegiale Form der Kirchenführung» darstellen würde.

Homosexualität: Diskussion lässt sich nicht mehr unterdrücken

In Bezug auf die Anerkennung homosexueller Beziehungen sagte Faber, sie glaube nicht, dass die kommende Synode in diesem Punkt weiter gehe als diejenige vom vergangenen Jahr. «Allerdings kann man jetzt auch in der Kirche diese Diskussion nicht mehr unterdrücken.»

Zum Thema «Segnung homosexueller Paare», die die Schweizer Bischöfe ablehnen, meinte Faber, man müsse «auf beiden Seiten ehrlich» sein. «Das ist eben nicht bloss eine Segnung, sondern hat vielmehr mit dem Wunsch nach institutioneller Anerkennung zu tun.» Die Theologin erinnerte daran, dass die Kirche früher «weit negativer» von Homosexualität sprach als heute. Wichtig wäre deshalb zunächst, einzugestehen, «dass wir in dieser Frage ohnehin schon eine Entwicklung hinter uns haben».

«Hat Gott sich da verschöpft?»

«Sieht sie (die Kirche, Anm. d. Red.) ein, dass Menschen so veranlagt sind, muss sie sich fragen: Hat Gott sich da verschöpft? Und wie kann die Kirche erklären, man dürfe Homosexuelle nicht diskriminieren, und ihnen zugleich verordnen, keusch zu leben? Diesen Fragen kann sie nicht mehr aus dem Weg gehen», so Faber.

Die Bischofssynode tagt vom 4. bis 25. Oktober im Vatikan zum Thema «Die Berufung und Mission der Familie in der Kirche in der modernen Welt». Eine ausserordentliche Synode hatte im Oktober 2014 bereits das gleiche Thema behandelt, das nun vertieft und abschliessend geklärt werden soll. (bal)

 

 

 

 

Eva-Maria Faber | © zVg
28. Juli 2015 | 14:58
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