Jugendkatechese mit Padre Juan
Schweiz

Schweizer Steyler-Missionar möchte Kubas Jugend auf der Insel zurückbehalten

Steinhausen ZG, 5.9.16 (kath.ch) Kubas gut ausgebildete Jugend verlässt die Insel. Der Schweizer «Padre Juan» gehört mit zu jenen, welche der Jugend auf der Karibik-Insel eine Zukunft geben möchten. Der Steyler Missionar setzt dabei auf den christlichen Solidaritätsgedanken. Kath.ch traf den gebürtigen Luzerner Hans Weibel im Missionshaus der Steyler-Missionare in Steinhausen ZG.

Vom Ende der Eiszeit zwischen den USA und Kuba spürt die Bevölkerung im Gebiet, wo der Steyler-Missionar lebt, noch wenig. «Es dauert, bis man in diesem Gebiet von den Veränderungen auf den oberen Ebenen des Staates etwas merkt», sagt der Schweizer Missionar, der in Mayarí wirkt. Die Stadt liegt rund 800 Kilometer östlich der Hauptstadt Havanna.

Vor Ort heisst der Luzerner kurz «Padre Juan». Die Steyler-Missionare betreuen von ihrem Zentrum in der Stadt aus auch zehn Aussenstationen. Die Grundpfeiler der missionarischen Tätigkeit sind die Bibelarbeit und die Jugendkatechese. Die Bibelkurse werden in den Pfarreien angeboten. Dieses Jahr steht das Thema der Barmherzigkeit im Vordergrund.

Wie zahlreiche andere Begriffe, welche die katholische Glaubenslehre beschreiben, ist auch das Wort «Barmherzigkeit» für die Bevölkerung von Mayarí ein Fremdwort. Nach der politischen Wende vor rund zwanzig Jahren in Kuba ist die Religionsfreiheit wieder gegeben. Vorher war es gefährlich, sich zu einer Religion zu bekennen. Wer es dennoch tat, riskierte den Job. Die Religion überlebte im privaten Bereich.

Worte ohne Inhalt

Heute wenden sich wieder vermehrt junge Familien an die Priester, um ihre Kinder zu taufen und sich am Leben der Kirche zu beteiligen. Einen ganz wichtigen Aspekt bildet die Jugendkatechese. «Bei der Jugend ist das Wissen über den Glauben ganz minim», sagt der Padre. Will heissen: Die Worte Jesu und die Bibel kennt man zwar. Sie sind jedoch nicht mit Inhalt gefüllt. In den Schulen wird nicht über Religion gesprochen. Darum ist es wichtig, dass der sozialistisch sozialisierten Jugend christliche Werte nahegebracht werden, «die den Zusammenhalt der Gesellschaft fördern», so der Padre.

Den grössten Trumpf, auf den sich der aus der Schweiz stammende Missionar stützen kann, ist seine Bereitschaft, bei den Leuten in Mayarí zu sein. Die Menschen können nicht verstehen, dass der Priester die reiche Schweiz verlassen hat, um in der Armut an der Ostküste Kubas mitzuleben. Internet ist dort eine Rarität, aber doch eine Realität. Die Leute wollen mit der neusten Technologie mithalten, was in der Gesellschaft zu einer gefährlichen Entwicklung führt: Das Land droht auszubluten.

In der Heimat bleiben

Das Ausbildungssystem im Lande bezeichnet der Priester als sehr gut. Viele Jugendliche wollen studieren, Arzt werden, «um anschliessend das Land zu verlassen». Das gelte ebenso für junge Priester, welche in Kuba geweiht wurden und ihr Heil ausserhalb des Landes suchen wollen. Das erklärte Ziel der Missionare ist es darum auch, die jungen Menschen dazu zu bewegen, im Land zu bleiben.

Der Weggang der Jugend ist eine schwere Belastung für das Land. Die älteren Leute bleiben, die Jugend geht. Der Begriff «Solidarität», welcher zur Zeit der Revolution unter Fidel Castro einen hohen Stellenwert hatte, entpuppte sich für viele als eine Lüge, welche der Sozialismus verbreitete. Kuba wurde früher von der Sowjetunion und Venezuela wirtschaftlich massiv unterstützt.

Bei 20 Dollar gibt’s keine Medikamente

Heute liegt die Wirtschaft am Boden. Es gibt zu wenig Arbeitsplätze. Die «gute Ideen» wie «Solidarität» und «Bildung für alle», mit welchen Fidel Castro einst die Insel eroberte, haben sich überlebt und zeigen heute ihre Achillesverse: Die medizinische Behandlung ist für alle gratis, die Medikamente muss aber jeder Patient selber berappen – was bei dem geringen Monatseinkommen von 20 Dollar auf Kuba für die allermeisten Menschen ein kaum zu überwindendes Hindernis bedeutet, erklärt der Pater.

Die Kirche wird als Chance angesehen. Denn ihre Arbeit, etwa jene der Caritas, wird als nachhaltig empfunden. Die Kirche «predigt nicht nur, sie tut auch etwas», heisst es oft. Padre Juan verheimlicht nicht, dass die Kirche ohne die finanzielle Hilfe von «europäischen Wohltätern» wie die Caritas-Organisationen oder Kirche in Not, den Menschen in Mayarí nicht beistehen könnte.

Neuentdeckte Solidarität

Der Pater schätzt sich auch glücklich darüber, dass die Mehrheit der Personen, die der Kirche helfen, dies unbezahlt auf freiwilliger Basis als Ausdruck der Solidarität tun. «Eine unserer Botschaften lautet: Wir sind voneinander abhängig.» Diese Worte stiessen auch bei jungen Menschen auf offene Ohren. Eine weitere Botschaft lautet: «Wir müssen durchhalten.» Die Steyler-Missionare rufen die Bevölkerung zur Selbsthilfe auf. Zu viele Menschen würde auf Kuba heute zu schnell die Hände in den Schoss legen, wenn ein Projekt scheitert.

Die Leute schätzen jedes Zeichen der Ermunterung. «Dass der Papst nach Holguín kommt, ist ein Zeichen, dass die Welt uns noch nicht vergessen hat», sagte im vergangenen Jahr ein Mann zum Padre. Padre Juan reiste mit 400 Personen an den Gottesdienst, den Papst Franziskus unweit von Mayarí in Holguin feierte. (gs)

 

Jugendkatechese mit Padre Juan | © Steyler Missionare zVg
5. September 2016 | 16:23
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Padre Juan referiert in der Ostschweiz und in Zürich

Pater Hans «Juan» Weibel wird am kommenden Wochenende in verschiedenen Ostschweizer Pfarreien und in Zürich als Referent auftreten und über Kuba sprechen. Er stammt aus einer kinderreichen Familie in Schongau im Kanton Luzern. 1985 trat er dem Noviziat der Steyler-Missionare bei. 1993 wurde er zum Priester geweiht. Er reiste anschliessend in die Mission nach Südamerika. (gs)