Das Kirchenjahr

Kaseln in den liturgischen Farben
Kaseln in den liturgischen Farben

Das Kirchenjahr besteht aus Festkreisen und ganz gewöhnlichen Sonntagen. So wie die Jahreszeiten wechseln, so sorgen die verschiedenen liturgischen Farben für Abwechslung in der Liturgie. Besonders die Hochfeste und Busszeiten sorgen für Emotionen.

Ursprung des Kirchenjahres

Das Kirchenjahr hat seinen Ursprung im frühen Christentum. Die regelmässige Feier des Sonntags als kleines Osterfest, als Tag der Auferstehung Christi, gibt in der frühen Kirche den wöchentlichen Rhythmus für die Gottesdienstfeier vor. Das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnete den Sonntag als „Ur-Feiertag“.

Mit der Einführung von Ostern in der Mitte des 2. Jahrhunderts gibt es den ersten festen jährlich begangenen christlichen Feiertag. Gedenktage der Märtyrer wurden seit dem 2. Jahrhundert als Festtage neben dem Auferstehungsfest Jesu Christi in das Kirchenjahr aufgenommen.

Im 4. Jahrhundert entstehen neue Christusfeste, dazu gehören auch Weihnachten und die Erscheinung des Herrn. Etwas später bildet sich aus den Vor- und Nachbereitungen um Ostern herum der Osterfestkreis. Auf ähnliche Weise entsteht der Weihnachtsfestkreis mit
Advent und Weihnachten.

Im Zuge der Verehrung Marias, der Mutter Jesu, erfreuen sich Marienfeste zunehmender Beliebtheit. Im Hochmittelalter kommen Ideenfeste hinzu: Bei diesen Festen geht es um bestimmte Aspekte christlicher Frömmigkeit oder auch um besondere Ehrentitel Christi, wie das Herz-Jesu-Fest oder das Christkönigsfest. Bei allen Festen geht es darum, um an Tod und Auferstehung Jesu in der Eucharistie zu erinnern.

Seit dem 20. Jahrhundert werden in der katholischen Kirche immer mehr Sonntage im Jahreskreis als Themensonntage einem besonderen Anliegen gewidmet, wie zum Beispiel der Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, der Weltmissionssonntag – oder sogar ein ganzer Monat der Schöpfungszeit.

Festkreise und Sonntage im Kirchenjahr

Weihnachtsfestkreis

Der Beginn des Kirchenjahres ist heute in der katholischen wie in der evangelischen Kirche der 1. Adventssonntag, der zugleich den Anfang des Weihnachtsfestkreises markiert. Die Adventszeit wurde zunächst als Zeit des Fastens begangen; dieser Charakter ist mittlerweile eher in den Hintergrund getreten. Viel eher ist die Adventszeit eine Zeit der freudigen Erwartung auf die Geburt Christi und die Wiederkunft Jesu am Ende der Zeiten.

Die Adventszeit besteht aus vier Adventssonntagen. Am 8. Dezember feiert die Kirche das Fest Maria unbefleckte Empfängnis. Es folgt am 25. Dezember das Weihnachtsfest, am Sonntag nach Weihnachten das Fest der Heiligen Familie, am 1. Januar das Hochfest der Gottesmutter Maria, am 6. Januar Erscheinung des Herrn (Heilige Drei Könige) und am darauffolgenden Sonntag feiert die Kirche die Taufe des Herrn.

Zwischen Weihnachten und Neujahr liegen bedeutende Heiligenfeste: am 26. Dezember der Heilige Stephanus, der erste Märtyrer; am 27. Dezember der Apostel Johannes – an vielen Orten wird der Johanneswein gesegnet und ausgeteilt; am 28. Dezember ist der Gedenktag der Unschuldigen Kinder, an diesem Tag steht das Gedenken an die in Betlehem auf Geheiss von König Herodes ermordeten Kinder im Mittelpunkt. Und am 31. Dezember feiert die Kirche Papst Silvester.

Osterfestkreis

Der Osterfestkreis besteht aus der österlichen Busszeit – auch Fastenzeit genannt – und der Osterzeit. Der Osterfestkreis beginnt mit dem Aschermittwoch. ihm folgen fünf Fastensonntage. In die Fastenzeit fällt in der Regel auch das Fest Mariä Verkündigung (25. März).

Fällt der 25. März in die Karwoche, dann wird das Fest erst nach Ostern gefeiert. Mit dem Palmsonntag beginnt die Karwoche, die ins Triduum sacrum übergeht. Das Triduum umfasst den Gründonnerstag, Karfreitag, die Osternacht und den Ostersonntag.

Der Ostersonntag ist der 1. Sonntag der Osterzeit – ihm folgen sechs weitere Ostersonntag. Der 2. Sonntag in der Osterzeit wird im 5. Jahrhundert zum Weissen Sonntag. Es ist traditionell der Tag, an dem die Kinder Erstkommunion feiern. Am 40. Tag nach Ostern feiern die Christen das Fest Christi Himmelfahrt und am 50. Tag nach Ostern das Pfingstfest. Damit schliesst sich der Osterfestkreis.

Sonntage im Jahreskreis:

Weihnachts- und Osterfestkreis sind die beiden tragenden Säulen des Kirchenjahres. Die dazwischen liegenden 33 oder 34 Wochen heissen die Zeit im Jahreskreis. In die Wochen des Jahreskreises fallen die folgenden Feste:

Marienfeste: Mariä Himmelfahrt (15. August), Maria Geburt (8. September) und Maria Schmerzen (15. September)

Feste der Glaubensgeheimnisse: Dreifaltigkeitssonntag, Fronleichnam, Herz-Jesu Fest, Christkönigssonntag, Beschneidung des Herrn (1. Januar), Darstellung des Herrn (2. Februar), Verklärung des Herrn (6. August) und Kreuzerhöhung (14. September) Gedächtnis der Verstorbenen: Allerheiligen (1. November), Allerseelen (2. November)

Die Farben der Liturgie

Die liturgischen Farben sollen Charakter und Stimmung kirchlicher Riten ausdrücken und unterstreichen. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) werden in der römisch-katholischen Kirche die folgenden liturgischen Farben verwendet:

Weiss symbolisiert das Licht und wird an Hochfesten wie Weihnachten und Ostern mit den nachfolgenden Festzeiten, an Erscheinung des Herrn, am Gründonnerstag, an Fronleichnam, Allerheiligen und Christkönig sowie zu anderen Herrenfesten, Marienfesten und zu Festen der Heiligen, die nicht das Martyrium erlitten, getragen. Weiss ist je nach Zeit oder Tag im Kirchenjahr auch die liturgische Farbe für Weihen, die Ordensprofess und wird bei Taufen und Hochzeiten getragen. Immer mehr setzt sich durch, Weiss auch bei Abdankungen und Auferstehungsgottesdiensten zu tragen.

Rot ist die Farbe des Blutes, des Feuers und Sinnbild des Heiligen Geistes. Rot wird zu Pfingsten, am Palmsonntag, Karfreitag, an Kreuzerhöhung, an den Festen der Märtyrer und zur Firmung getragen.

Grün ist die Farbe des sich erneuernden Lebens und der Hoffnung. Grün wird in der Zeit im Jahreskreis getragen.

Violett ist die Farbe des Übergangs und der Verwandlung. Violett wird in den Busszeiten vor Ostern (Fastenzeit) und Weihnachten (Advent) getragen. Ebenfalls wird Violett getragen bei der kirchlichen Begräbnisfeier und an Allerseelen.

Rosa ist die Aufhellung der Farbe Violett. Sie kann nur zu den Sonntagen Gaudete (3. Adventssonntag) und Laetare (4. Fastensonntag) getragen werden, um den freudigen Charakter der Mitte der Fasten- und Busszeit hervorzuheben.

Schwarz ist die Farbe der Trauer und wird an Allerseelen und bei Begräbnissen getragen. Sie wird jedoch oft durch Violett ersetzt.

Blau, die Farbe der Reinheit, galt früher für Marienfeste. An einigen Orten werden auch heute noch blaue Gewänder für Marienfeste verwendet.

Kräuterweihe, Messe am 15. August 2022
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